Appenzeller Volksfreund, 30. Januar 2014
»Heller Brand im Appenzellerland«
Andreas Giger stellt seinen neusten
Appenzeller Kriminalroman vor: Das Jubiläumsjahr
klingt nach
Nach seiner
Käsekrimi-Trilogie und einer Auftragsarbeit für die Zürcher Gartenbaufirma Spross, die ebenfalls
im Appenzellerland spielt, verarbeitet
Andreas Giger Erlebnisse und Gedanken rund ums Jubiläumsjahr «AR°AI 500» in seinem bisher umfassendsten Krimi.
(Rolf
Rechsteiner)
Ein «verbaler Ausrutscher» motiviert eine feinfühlige Seele zum Brandanschlag mit Todesfolge - ausgerechnet am 1. August. Und ausgerechnet der Privatermittler Franz Eugster stolpert über die Leiche.
Gemeinsam mit seiner Freundin Adelina, die in Computer- und Hackerdingen versiert ist, taucht er tief in
die Geschichte des Appenzellerlandes ein. Er erforscht nicht nur die Hintergründe des Tatorts Nistelbühl und stösst dabei auf die Mythen rund um die Mistel und ihre Heil- und Zauberkraft. Er findet auch heraus, dass das Opfer des Anschlags altem Innerschweizer Landadel entspringt. Bekanntlich
haben die Schwyzer zur Zeit der Appenzellerkriege einen wichtigen Beitrag an das Geschehen geleistet. Nun ist einer von ihnen zurückgekehrt - mit unklarer Absicht allerdings. Warum er das Leben lassen musste, ist längere Zeit unklar.
Einer Schnitzeljagd vergleichbar
Der Autor
verwickelt den Leser nach bewährtem Muster in
eine Art Schnitzejagd. Statt
schnurgerade auf die Lösung zuzustreben, lässt er Spielräume offen für
eigene Gedankengänge. Der Täter legt Spuren, die demErmitttlerduo einiges an Kopfzerbrechen bereiten. Aber sie sind einmal mehr findig genug, jedes Rätsel
zu lösen. Natürlich erleben die beiden Rückschläge - ihre Ermittlungen verzweigen sich und
führen bisweilen in Sackgassen. So lässt sich etwa aus der verschollenen Partitur des Appenzeller Freiheitsmarsches von Richard Wagner, die offenbar im Besitz des Opfers gewesen war, kein klares
Mordmotiv hochstilisieren.
Fakten und Fiktion
Andreas Giger
versteht es ausgezeichnet, Fakten und Fiktion miteinander zu verweben. So ist man wieder mehrfach versucht, im Internet nachzuforschen, ob etwas frei erfunden oder doch mit einem Quäntchen Wahrheit behaftet ist. Wer es tut, wird staunen. Denn da und dort klingt etwas zu unwahrscheinlich - und trifft dennoch zu, wie das Beispiel der Herkunft des Textes zum Landsgemeindelied zeigt. Der Autor hat entsprechende Angaben im Buch «Zeitzeugnisse» gefunden, das zum Jubiläumsjahr erschien. Befragt
nach seinen Quellen räumt er ein, er habe die Tagespresse zu den Geschehnissen rund um »AR°AI 500» und die Druckerzeugnisse des OK intensiv studiert, um Bausteine für seinen Roten Faden zu entwickeln. Und er habe mehrere Anlässe besucht, etwa das Festspiel in Hundwil oder die Nationalfeier auf der Hohen Buche, um sich hineinzufühlen ins Thema.
Aussen- und Innensicht in einem
Die Idee, einen Krimi in den Kernthemen des Jubiläumsjahrs anzusiedeln, sei von einem dezidierten Appenzellerland-Verehrer an ihn heran getragen worden, verrät Andreas Giger im Gespräch. Es habe sich aber nicht um eine Auftragsarbeit gehandelt. Wohl hätten Private, einige Gemeinden, Stiftungen und ausgewählte Unternehmen sich an der Finanzierung des Projektes beteiligt. Aber in der Gestaltung seines Romans sei er völlig frei gewesen.
So findet sich im Buch «Heller Brand im Appenzellerland» auch eine Aussensicht, die Giger - vor zwei Jahrzehnten eingewandert - dem Leser preisgibt. Er erklärt Zusammenhänge und Denkweisen, wie sie sich ihm in der Zwischenzeit offenbart haben. Er weiss um das Wesen der Appenzeller und ihrer Landschaft, die er anschaulich zu beschreiben versteht.
Die enge lokale Beschränkung seiner Schauplätze stelle keinen Nachteil für den Absatz seiner Romane dar, verrät der Autor. Appenzell sei eine «Marke», und es habe sich inzwischen gezeigt, dass auch Besucher von ausserhalb
seine Werke gern lesen, weil sie Einblick gewähren in Vorgänge, wie sie zwischen Alpstein und Bodensee zumindest denkbar wären.